29. September 2025
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) spielt auch bei Fort- und Weiterbildungen eine immer wichtigere Rolle. Carola Lehmann, Leiterin des WILA Bildungszentrum, erklärt den Ansatz im Interview.
In Bildungskreisen ist BNE gerade eins der großen Themen. Was ist daran so spannend?
BNE soll uns alle auf die Zukunft vorzubereiten – und dazu befähigen, gemeinsam die Nachhaltigkeitsziele (SDG) zu erreichen. Wir alle sollen die nötigen Kompetenzen entwickeln, um angesichts der Komplexität und Widersprüchlichkeit unserer Welt, Entscheidungs- und Handlungsfähig zu bleiben. Es geht darum, sich des eigenen Handels und dessen Konsequenzen für die Welt bewusst zu werden. Und zwar, ohne dabei ein Richtig oder Falsch vorzugeben oder die gute Laune zu verlieren. Jeder Mensch muss für sich Entscheidungen treffen – und gleichzeitig können wir unsere Zukunft nur gemeinsam nachhaltig gestalten. Eine große Herausforderung! Wie Bildung dies aufgreifen kann, finde ich spannend.
Das klingt recht abstrakt. Wie sieht das denn konkret aus?
Die Bildungsveranstaltungen zeichnen sich z. B. dadurch aus, dass sie zum Perspektivwechsel einladen; dass man neben Fakten auch lernt, sich auf andere Sichtweisen einzulassen, sich konstruktiv damit auseinanderzusetzen, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Methodisch sind z. B. Planspiele eine gute Möglichkeit, dies zu lernen.
Wie funktioniert so ein Planspiel?
Bei einem Planspiel geht es in der Regel darum, einen fiktiven Konflikt zu lösen. Teilnehmende bekommen jeweils eine Rolle zugewiesen und spielen sie dann in mehreren Runden durch, um den Konflikt im Idealfall zu lösen. Ein Beispiel für so ein Planspiel: In einem Wohngebiet kommt es wegen der Beleuchtung entlang von Wegen zu einem Konflikt. Auf der einen Seite stehen Eltern, die mehr Straßenlaternen wollen, um die Sicherheit zu erhöhen. Beleuchtete Wege gefährden aber Nachtfalter und andere Tiere, die durch Licht die Orientierung verlieren. Daher gibt es im Gebiet auch Naturschützer*innen, die sich gegen nächtliche Beleuchtung einsetzen. Beide Seiten haben ihre Argumente und nun geht es darum, nicht gegeneinander, sondern gemeinsam Lösungen zu finden wie z. B. insektenfreundliche Beleuchtung. Bei BNE geht eben darum, die Kompetenzen zu schulen, die man benötigt, um mit Herausforderungen dieser Art umgehen zu können – und nicht den Kopf in den Sand zu stecken.
Das WILA Bildungszentrum bietet ja v. a. berufsbezogene Seminare und Fortbildungen an. Aber der WILA Bonn ist auch zertifiziert als „Einrichtung Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Welche Angebote gibt es denn zum Thema BNE?
Eigentlich geht es bei allen Fort- und Weiterbildungen darum, „fürs Leben zu lernen“. Alles, was man lernt und womit man sich auseinandersetzt, hilft einem weiter: beruflich, persönlich und bezogen auf die Herausforderungen unserer Zeit. Im WILA Bildungszentrum bieten wir deshalb neben den rein berufsbezogenen sowohl Seminare im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung an, als auch Train the Trainer-Fortbildungen, die BNE-Kriterien entsprechen und für Multiplikator*innen beruflich einsetzbar sind.
Social Presencing Theater zum Beispiel ist eine spannende Methode, die Körperarbeit einbezieht und durch non-verbales Erkunden von Situationen neue überraschende Handlungsoptionen entstehen lässt. Oder die Arbeit mit den Inner Development Goals (IDG), die Menschen dabei unterstützt, ihre Vision, Stolpersteine und Fähigkeiten zu erkennen, „ihren“ Weg zu finden und zu gehen. Beides erkundet man zunächst selbst, um es dann ggf. anderen weitergeben zu können.
Auch unsere waldpädagogischen Weiterbildungen haben einen starken BNE-Bezug. Bereits Kitas haben einen Bildungsauftrag, und der Wald bietet eine Vielzahl an Anknüpfungspunkten und Erfahrungsmöglichkeiten für Kinder.
Bildung für nachhaltige Entwicklung hat viele Einsatzfelder und ich möchte nicht nur Fachkräfte im Fort- und Weiterbildungsbereich dazu einladen, sich mit dem Konzept zu beschäftigen. Aus meiner Sicht hat es das Potenzial, etwas zu verändern. Wenn man es mit der nötigen Gelassenheit anwendet.
Fort- und Weiterbildungen rund um Bildung für nachhaltige Entwicklung
